, Edgar Zeidler/hn

S Àlter ehre

Wo Eddy feststellt, dass er nun zum alten Eisen gehört, aber im wunderbaren Weihnachtsfest seiner Gemeinde, genannt „Repas de Noël des anciens“, ein bisschen Trost gefunden hat.

Nicky

  • Wo kommsch denn dü har ? Ich wàrt schon fàscht e Stund uf di !

Eddy

  • Ä, vom Wihnàchtsasse fìr d Àlte vo minner Gmein, enfin „repas de Noël des anciens“, wie’s hìtt elegànt uf Frànzeesch heist.
  • Bìsch tàtsachlig schon 70? Eso àlt wurd doch kè Saui!
  • Hahaha, riss m’r e Bein üs, àss i kà làche!
  • Güet ze wìsse, 70 ìsch àlso der Itrìtt* ìns Àlter. Ich hà noch e pààr Jehrla vor mìr… Wieviel sìn ìhr gsì?
  • Ìwwer 100! Stell dìr dàs emol vor, e gànze Sààl voll, ìn ere Gmein vo nìt emol 2000 Seele!
  • „Seele“ saisch? Wìtt denn boll starwe?
  • Nìt glich. Nei, i bìn nawenem Pfàrrer gsasse. Mìr han uns prima unterhàlte, ar kàtholisch, ich protestàntisch!
  • Un, het’s gschmeckt?
  • Un wie. Der Herr Maire un sinner Gmeinrot* han sich nìt lumpe lo*, un de Àlte e prima Asse un Trìnke spandiert, vom beschte Traiteur ìn der Gejjend.
  • Dàs nenn i s Àlter ehre!
  • Ja, so ebbis gìtt’s noch, enfin, emol ìn Nìder-Burnhàuipt!
  • Ja, het dàs Asse tàtsachlig 5 Stund gedüürt?
  • Do stüünsch, hein, so gànz wie friejer àls  àme Sunndig. Bon, zwìsche de Gang het e Müsiker gspìelt, noh han mìr gschunkelt un e pààr han gwàlsert, wie eh un je.
  • Dü aui?
  • Nei, der Pfàrrer het nìt welle! (làcht sich ìns Fischtla). Ìm Arnscht, ich hà’s nie glehrt, bìn einfàch züe gstiff*! Un jetz, mìt 70 wur i sìcher nìt gleichiger*…
  • Un, sìn aui Wihnàchtlieder gsunge worre?
  • Ja, gànz àm And het der Herr Maire sinni Gmeinrotslitt, wo uns mìt ìhm d gànz Zitt gserviert han, zammegetrommelt, un àlli han si vor der Tànnebauim ufgstellt.
  • Wàs han sa gsunge?
  • Stell dìr vor, nìt numme „Mon beau sapin“, sondern aui „Stille Nacht.“ 
  • Àlso àbwachselnd frànzeeschi un ditschi Wihnàchtslieder?
  • Ja, un dàs ìsch glàtt ìwwer d Bühne gànge…
  • Di ditsch Kültür ìsch hàlt bi dane àlte Generàtione noch làwandig.
  • Ja, àwwer leider aui d schlachti Erìnnerunge àn d Nàzizitt. Minner Tìsch-Noochber vis à vis het m’r vo de schlìmme Sàche verzählt, won ar àls Zweijähriger un sinni Eltra mìtgmàcht han.
  • Wie kàt ar si mìt zwei Johr drà erìnnere? Da ìsch doch sallemols z’klein gsì!
  • Sinni Eltra han em dàs nohnem Kriej verzählt.
  • Aha. Noh màche doch noch viel der Unterschid zwìsche ditscher Kültür un ditschem Imperiàlismus?
  • As seht emol so üs. Denn wie ìsch da Kràch ìn Colmer sonscht ze versteh, wajje de Stroseschìlder uf Ditsch? „Münsterplatz“ unte à „Place de la Cathédrale“ verdauit e manke nìt.
  • Ich hà gmeint, àss noh dare lànge Zitt die schlìmm Vergàngeheit jetz ìwwerwunde ìsch ? Un àss bi de Noochkriegs-Generàtione die dunkli Zitte, wo gwìssi Collaborateure àls ifriger* àss d schlìmmschte Nàzi gsì sìn, kè Roll meh spìelt ?
  • Dü kàsch, dàs wo gschah ìsch, nìt ungschah màche, Nicky. Züedam unterschätz nìt der Ifluss vo àlle Kriegsfilm, wo standig di Ditschi àls plumpi Schwowe ànnestelle odder fànàtischi, grauisàmi Nàzi.
  • Hesch nìt unracht. Un dàs pàssiert jetz üsgrachent ìme Kontext, wo Nàtionàlismus un Hurrapàtriotismus europàwitt, ja sogàr waltwitt, wìdder ufkiime*!
  • Ich seh schon, wie hìtte di Dole*, wie ìn der 1930er Johre, ìwwerlauife,  un e stìnkigi, brüni Briej* d Strose verdrackt. Wie sich doch d Gschìcht ìm Kreis drahjt, un àlles wìdderkommt, ìn licht veranderter Form! Grüshàft!
  • Un s kleine Elsàss ìm grose Oschte schauit wìdder verdattert* züe un duckt si, wie ìmmer, vorem Stärkere…
  • Mìt em kleine Unterschid, àss es dìsmol der rüssisch Bar wurd sì, un nìt der ditsch Àdler odder der gàllisch Güller*!
  • Jo, jetz ìwwertribsch wìdder màslos! Eso witt kommt’s nìt!
  • Ebber het m’r kìrzlig gsait: „Eddy, frog nit dernoh, ’s kommt noch ärger!“
  • Wer ìsch dàs gsì?
  • Minni Schwejjermüeter, àm 25. Dezamber 1931 gebore. Dàs „Chrìschtkìndla“ ìsch jetz 92!

 

Wortschàtz
 
Itrìtt, entrée, Eintritt
Gmeinrot, conseil municipal, Gemeinderat
sich nìt lumpe lo, ne pas mégoter, sich nicht lumpen lassen
gstiff, raide, steif
gleichiger, plus souple, gelenkiger
ifriger, plus zélé, eifriger
ufkiime, germent, aufkeimen
Dole, bouches d’égoût, Gully
Briej, eau cradingue, Brühe
verdattert, ahuri, verdattert
Güller, coq, Hahn
 
Edgar Zeidler