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Neu: Jugendroman: «Le Bundschuh vivra! »

Jean-Christophe Meyer, Vizepräsident der Elsass-Freunde-Basel, hat einen spannenden Jugendroman geschrieben. Hansjörg Renk hat das Buch gelesen und empfiehlt es uns. Das Buch ist in französischer Sprache geschrieben, jedoch in einer einfachen, klaren Sprache, so dass sich das Buch auch für Jugendliche, die am Französischlernen sind, als Weihnachtsgeschenk eignet.

Der Roman von Jean-Christophe Meyer fusst auf einem historischen Ereignis, der Revolte des «Bundschuh», die am 23. März 1493 mit dem Schwur von rund 30 Bauern auf dem Ungersberg oberhalb seiner Heimatgemeinde, dem keinen Winzerdorf Blienschwiller in der Nähe von Schlettstadt/Sélestat, begann. Die Verschwörung, die etwas an den Rütlischwur von 1291 erinnert, richtete sich gegen den wachsenden Einfluss der katholischen Kirche und nahm damit gewisse Forderungen der Reformation vorweg, die noch 30 Jahre auf sich warten lassen sollte, zum Beispiel die Abschaffung des Reichsgerichts von Rottweil und der dem Bischof von Strassburg unterstehenden Gerichte, deren Urteile die Verschwörer als ungerecht betrachteten. Ausserdem richtete sich der Protest gegen die immer höheren Steuern und Zinsen. Seine Fahne zeigte einen Bundschuh, die einfache Fussbekleidung der Bauern, die sich nicht die Stiefel der Oberschicht leisten konnten. Die beiden Anführer der Revolte waren der Metzgermeister Jacob Hanser, Schultheiss von Blienschwiller, und Hans Ulmann, ehemaliger Bürgermeister von Schlettstadt, die als freie Reichsstadt nicht dem Bischof von Strassburg unterstand. Diese Verbindung zwischen Stadt und Land, freien Bürgern und Untertanen, trug wesentlich zum anfänglichen Erfolg des Bundschuh bei und inspirierte sich auch am  Vorbild der Eidgenossenschaft, von der sich die Verschwörer Hilfe versprachen, die jedoch nicht rechtzeitig zustande kam.

Soweit die historischen Fakten, mit denen Jean-Christophe als Lokalhistoriker bestens vertraut ist. Er reichert diese, da sich sein Buch als 11. Band einer historischen Schriftenreihe an eine junge Leserschaft ab 10 Jahren richtet, mit zwei 13jährigen Jugendlichen an: Diebold, Sohn eines Tagelöhners aus Blienschwiller, der als Lehrling bei Metzgermeister Hanser arbeitet, und Agnès, Tochter von Hans Ulmann. Bei einem Besuch bei diesem werden die beiden jungen Leute zufällig Zeugen der Vorbereitung der Verschwörung und, ohne entdeckt zu werden, später auch des Schwurs auf dem Ungersberg. Trotz der gewaltigen Unterschiede ihrer Herkunft und Bildung – Diebold legte sich bei einem Geistlichen nur rudimentäre Kenntnisse im Lesen und Schreiben zu, während Agnès Griechisch und Latein dank Privatunterricht durch Lehrer der berühmten Lateinschule von Schlettstadt genoss – entwickelt sich zwischen den beiden eine erste unschuldige Liebe, die durch den gemeinsamen Einsatz für die Ziele des Bundschuh noch gestärkt wird. Dabei müssen sie sich öfters gegen dessen Feinde wehren, die es auch unter ihren Altersgenossen gibt, wobei sich erweist, dass Agnès nicht nur bildungsmässig, sondern auch im wörtlichen Sinn schlagfertig ist…

Dank diesen beiden jungen Menschen rückt die ferne Welt des ausgehenden Mittelalters auch für die heutige Jugend in greifbare Nähe.

Der Bundschuh verbreitete sich über die ganze Region am Vogesenrand, doch bereits Anfang April 1493 wurden seine Rädelsführer, deren Namen durch Verrat bekannt geworden waren, von den Truppen des Bischofs von Strassburg verhaftet und zu längeren Gefängnisstrafen verurteilt. Die Erinnerung an die Revolte blieb jedoch lebendig und inspirierte zu Beginn des 16. Jahrhunderts weitere Baueraufstände dies- und jenseits des Rheins und in den Jahren 1524 – 1526 den Bauernkrieg, der sich über das Elsass hinaus bis in die Schweiz ausdehnte. 

 

 

Jean-Christophe Meyer versteht es ausgezeichnet, die historischen Fakten mit einer fiktiven Liebesgeschichte zweier junger Menschen zu verbinden.  Ob die beginnende Liebe zwischen Diebold und Agnès die Niederlage des Bundschuh überlebte oder nicht, verrät uns der Autor am Ende seines Buches, von dem zu hoffen ist, dass es nicht der einzige Roman aus seiner Feder bleibt…

 

Jean-Christophe Meyer: Le Bundschuh vivra ! Mit Illustrationen von Benjamin Strickler und einem historischen Kommentar von Daniel Fischer, La Nuée Bleue, Collection Graine d’Histoire, 140 Seiten, 10 EUR. 

Das Buch ist in einem gut lesbaren und jugendgerechten Französisch geschrieben und eignet sich nicht nur als kleines Weihnachgeschenk für Jugendliche, die Französisch lernen, sondern auch für Erwachsene, die wieder einmal einen Text in dieser Sprache lesen wollen.

 

Erhältlich in der Librairie Encrage in Saint-Louis an der Place de l’Europe, wo am Samstag von 0600 bis 1300 Uhr auch der Markt stattfindet.

 

Hans-Jörg Renk