, Robert Heuss

Die Elsass-Freunde Basel – eine wechselvolle Geschichte

Die Redaktion der Elsass-Gazette hat mich gebeten, die Entstehung und weitere Entwicklung unseres Vereins aufzuzeichnen. Da ich von den bisherigen 36 Jahren nur deren 14, also ein gutes Drittel, selbst miterlebt habe, musste ich «in den Keller steigen».

Geschichtsschreibung dank Elsass-Gazette

Die Geschichte unseres Vereins (Autor: Robert Heuss, Präsident Elsass-Freunde Basel)

(Hier können Sie diesen Text auch als PDF herunterladen und ausdrucken: Geschichte der Elsass Freunde Basel.pdf)

Die Redaktion dieser Gazette hat mich gebeten, die Entstehung und weitere Entwicklung unseres Vereins aufzuzeichnen. Da ich von den bisherigen 36 Jahren nur deren 14, also ein gutes Drittel, selbst miterlebt habe, musste ich «in den Keller steigen». Zum Glück ist die Reihe der mit viel Liebe und Engagement geschriebenen Gazetten vollständig vorhanden: 152 Nummern bis zum heutigen Tage, d.h. etwas mehr als vier Nummern pro Jahr. Die ersten 15 Nummern der «Elsass-Gazette» - sie hiess übrigens von Anfang an so – bestanden aus einem einzigen gefalteten gelben A-4 Blatt. Mit der Zunahme der Aktivitäten nahm auch der Umfang zu: Bis Ende 1990 waren es meist zwei A-4 Blätter und erst nach der Wiedergeburt des Vereins im Jahre 1993 wurde die Gazette dicker und umfangreicher, bis der damalige Redaktor Jürg Burkhardt im Jahr 2001 der Gazette ein völlig neues Gesicht gab und er sie bis auf 48 Seiten erweiterte. Heute hat sich die zur Verfügung stehende Seitenzahl bei 40-44 Seiten eingependelt. 

Das noch heute benutzte Logo der Elsass-Freunde – das mit einem Herz verwobene Elsass-Haus (ein Fachwerkhaus aus Schlierbach) mit Basler Wappenschild (kopiert aus einem Mahnschreiben der Basler Steuerverwaltung) – wurde übrigens von Jürg Peter Lienhard von Hand gezeichnet und von Thierry Fischer, einem Mitarbeiter des Ecomusées, ins Reine gebracht. Es zierte bereits die Nummer 1 der Elsass-Gazette im September 1985.

Vorgeschichte zur Gründung

Nun aber zur Frage, wie kam es zur Gründung der Elsass-Freunde? 

Wie Dr. Georges Bienz (1917-2009), Organisator und langjähriger Leiter der Exkursionen der Geographisch-Ethnologischen Gesellschaft Basel in den Elsass-Gazetten Nr. 86/6 (2005) und 90/7 (2006) schrieb, hatte 

«diese Gesellschaft auf einer Sundgau-Exkursion in Gommersdorf vorbeigeschaut, wo der junge Marc Grodwohl und seine freiwilligen Helfer sich um die Renovation von Riegelbauten bemühten». 

Auf dieser Exkursion war auch Dr. Max Gschwend (1916-2015), der beste Kenner der Schweizer Bauernhäuser und später der erste Direktor des Freilichtmuseums auf dem Ballenberg bei Brienz im Kanton Bern, dabei und überzeugte Marc Grodwohl (*1952), den Initianten und Gründer des Ecomusées, dass es

«nicht viel bringe, alte Häuser an Ort und Stelle zu renovieren. Viel wirksamer zum Erhalt ursprünglicher Architektur sei es, ein Grundstück zu suchen, auf dem ein Freilichtmuseum errichtet werden konnte, was mit der Verpflanzung von Bauten wie auf dem Ballenberg, zu bewerkstelligen war. Kam dazu, dass die im Elsass vorwiegenden Riegelbauten, von ihrer Konstruktion her, zum «Verpflanzen» weniger Probleme bieten als Steinbauten.»

Grodwohl bemühte sich übrigens für die Errichtung des Ecomusées um ein Grundstück in der Gemeinde Rosenau. Der damalige Bürgermeister wollte aber sein Bauland für andere Zwecke nutzen, und so ist dieses Gelände heute noch unbebaut. Monsieur le Maire soll seinen Entscheid später bitter bereut haben.

Am Anfang stand das Ecomusée

1984 wurde das Ecomusée auf einer Industriebrache der aufgegebenen Kaliminen in Ungersheim mit 19 umgepflanzten Gebäuden (heute sind es 80) eröffnet. Marc Grodwohl erkannte, dass er das Potenzial an Schweizern, die einen Bezug zum Elsass hatten, anzapfen musste. Er stellte deshalb Jürg Peter Lienhard an, einen Basler Journalisten mit viel Liebe zum Elsass, um das Ecomusée vor allem in Basel bekannt zu machen. Gemeinsam kam ihnen die Idee, dazu einen Verein zu gründen, der regelmässige Besuche ins Ecomusée anbieten, aber auch ganz allgemein das Elsass ins Bewusstsein der Baslerinnen und Basler bringen sollte. Jürg Peter Lienhard, bis 1992 angestellt oder im Auftragsverhältnis für das Ecomusée tätig, machte sich nun auf die Suche nach Leuten, welche diese Idee weitertragen konnten. Es gelang ihm, die erwähnten Max Gschwend und Georges Bienz, aber auch den stadtbekannten Elsass-, Wein- und Gastronomiekenner Hanns U. Christen (1917-2003), der in der Basler Zeitung unter dem Pseudonym -sten wöchentlich einen vielgelesenen Märtbericht publizierte, ins Boot zu holen. Er hat in den ersten 13 Jahren Einsitz im Vorstand und durch seine journalistische Tätigkeit, aber auch durch seine originellen Führungen und seine Artikel in der Gazette, dem Verein wertvolle Dienste geleistet. Für den Vorstand benötigte man noch einen Kassier, den er vom damaligen SBG-Chef Ruedi Meyer in der Person von Willi Röthlisberger zur Verfügung gestellt bekam. «Statutenredaktor» wurde der Jurist Dr. Gert Thönen. Am Anfang war auch Marc Grodwohl im Vorstand. Als Sekretär fungierte Jürg Peter Lienhard. Am 25. April 1985 wurde der Verein in der Alten Gewerbeschule «Auf der Lyss» gegründet, in dem eine «Gründungsresolution» beschlossen wurde. Danach folgte am gleichen Ort die eigentliche Gründungsversammlung, an der über 400 Personen teilnahmen, ein überwältigender Erfolg. Die Basler Zeitung vom 29. April 1985 schrieb unter dem Titel «Starker Auftakt bei den Elsass-Freunden» über die Gründungsversammlung:

«Bis weit über den letzten Platz hinaus war der Saal des Gewerbemuseums besetzt, als am Donnerstagabend der neu gegründete Verein der Elsass-Freunde Basel seine erste öffentliche Versammlung durchführte: Die Riegelhaus-Architektur im Elsass, vor allem im Sundgau, und das 1984 eröffnete Freilichtmuseum von Ungersheim waren die Themen, die zuerst bei Max Gschwend, dem Präsidenten des neuen Vereins, dann von Marc Grodwohl, Christian Fuchs und Guy Macchi aus Ungersheim beleuchtet wurden.

Max Gschwend, der Initiant und erste Direktor auf dem Ballenberg, erläuterte einige Konstruktionsprinzipien des Riegelbaus, die vom Atlantik und von Holland bis in den Sundgau zu beobachten sind, und die sich vom Ostschweizer Riegelbau, welcher seinerseits mit dem süddeutschen Typ verwandt ist, unterscheiden. Marc Grodwohl unterstrich, dass vor fünfzehn Jahren im Sundgau vor allem Schweizer, insbesondere Basler begonnen hätten, Riegelbauten zu renovieren. Aus einer Bewegung einiger weniger junger Leute entstand damals der Verein «Maisons paysannes d’Alsace», aus dem seit 1980 das Freilichtmuseum auf einem ehemaligen Kaliminen-Grundstück in Ungersheim (bei Ensisheim) gewachsen ist.

André Weber aus Huningue, Vizepräsident des Generalrates des Departements Haut-Rhin, und Gilbert Fricker, Maire von Ungersheim, wiesen darauf hin, dass jetzt auch die Behörden hinter dieser Entwicklungsbewegung stünden.

Hanns U. Christen warb für die hinter dem neuen Verein stehende Idee, mehr kulturelle und menschliche Kontakte mit dem Elsass zu suchen, und der Initiant des Ganzen, Jürg P. Lienhard, stellte das Programm vor: Fahrt nach Ungersheim mit einem volkskundlich kommentierten Mittagessen im Juni, Weindegustation in Eguisheim im Herbst, «Chaltnacht» im Basler Stadttheater im November, ein Elsass-Fest in Basel mit einem «Folklorama» im Sommer 1986.

Der Mitgliederbeitrag des neuen Vereins, dem auch der Strassburger Künstler Tomi Ungerer bereits beigetreten ist, beträgt 20 Franken für Einzelne und für Ehepaare, 50 Franken für juristische Personen.

Ein vom Verein «Maisons paysannes» offerierter Aperitiv, zu dem das Restaurant Hägemerstübli den Service in Elsässer-Trachten beisteuerte, beschloss den Vortragsabend.»

Der erste Vorstand

Mit grossem Elan nahm der neue Vorstand die in Aussicht gestellten Aufgaben in Angriff, wobei die Arbeit fast vollständig auf den Schultern von Jürg Peter Lienhard lag. Es galt die bis Ende 1985 angemeldeten 544 (!) Mitglieder zu administrieren, vor allem aber wurde von Anfang an ein dichtes Programm auf die Beine gestellt. Die erste Exkursion vom 15. Juni 1985 führte natürlich ins Ecomusée. Es nahmen 84 Personen daran teil. Und bereits im November des Gründungsjahres wurde eine Theaterproduktion auf die Bühne des Foyers im Stadttheater gebracht: «Sundgauer Chaltnacht» nach dem bedeutenden Elsässischen Dichter Nathan Katz (1892-1981). Die beiden Aufführungen wurden zu einem grossen Erfolg und lockten 360 Besucher an. Weitere Veranstaltungen waren von -sten geführte Exkursionen, die immer von einer Weinprobe, von exquisitem Essen und kulturhistorischen Ausführungen begleitet waren. Mehrmals besucht wurde auch der legendäre Maître Fromagier Bernard Antony in seinem Sundgauer Chäschäller in Vieux-Ferrette. Auch die zur Tradition gewordenen Spargelessen in Village-Neuf – verbunden mit Spargelstechen auf dem Feld – nahmen bereits im 2. Vereinsjahr ihren Anfang. Im März 1987 versammelten sich die Elsass-Freunde und weitere Kreise im Stadttheater: Das von Germain Müller, Strasbourg, auf Elsässisch übersetzte Stück «Kleinbürgerhochzeit» von Bertold Brecht wurde als «E gfitzti Hochzitt» von Mitgliedern des Cabaret Barabli aus Strassburg unter der Aegide der Elsass-Freunde aufgeführt. Der junge Verein konnte einen vollen Erfolg verbuchen, die Aufführung war restlos ausverkauft. Und noch ein weiteres Mal sollten sich die Elsass-Freunde als Theaterproduzenten bewähren: Im April 1989 wurde im Theaterzelt «Kuppel» dreimal das Stück «Odilie – eine europäische Legende» von Frank Geerk (1946-2008) dargeboten.

Begleitet wurden diese Anlässe durch 105 Ausgaben des wöchentlichen Veranstaltungskalenders «Gugelhopf-Rosinen» - kulturelle Hinweise aus dem Elsass. Diese sind während zwei Jahren in 14 Medien in der Schweiz, in Baden und der Nordwestschweiz (3 Radio-/TV-Stationen und 11 Tages- und Wochenzeitungen) erschienen und stammten aus der Feder von Jürg Peter Lienhard.

Wechsel im Präsidium

Als 1988 Max Gschwend wegen seines Arbeitsplatzes auf dem Ballenberg Basel verlassen und nach Brienz ziehen musste, wurde Jürg Peter Lienhard zusätzlich zu seiner Organisations-, Sekretariats- und Redaktionsarbeit das Vereinspräsidium übertragen. 

Im gleichen Jahr wurde auch beschlossen, das Einzugsgebiet der Vereinsaktivitäten auf das Badische und die Nordwestschweiz auszudehnen und im Vorstand ein Vizepräsidium Frankreich und Deutschland einzurichten. Aus Frankreich nahm André Weber (1927-2016), Generalrat des Departement Haut-Rhin und Mitglied des elsässischen Regionalrates, aus Deutschland Dr. Meinrad Rümmele (1927-2001), Rektor der Gymnasien von Lörrach und späterer Landrat, Einsitz in den Vorstand. 

Die ersten sechs Jahre, in denen Jürg Peter Lienhard die treibende Kraft war, waren auch finanziell erfolgreich, wurde doch mit Überschüssen aus den Exkursionen bewusst ein finanzielles Polster geschaffen. So lagen anfangs 1993 fast 12'000 Franken in der Vereinskasse.

Grundstein für ein vielseitiges Programm

Viele Vereinsaktivitäten, die teils heute noch gepflegt werden, nahmen in den ersten Jahren ihren Anfang: Es fanden regelmässige Besuche im Naturreservat der Petite Camargue sowie im sundgauischen Heimatmuseum in Oltingue statt, aber auch das Thema «Juden im Elsass» wurde mehrfach aufgegriffen. Das Juden-Seminar vom Oktober 1989 bestand aus zwei Veranstaltungen, einer Exkursion ins KZ Struthof sowie einem Einführungsabend in der Basler Synagoge, verbunden mit einem koscheren Nachtessen im Restaurant «Topas» im Gemeindehaus. Dabei hielt der am 18. Juni 2021 kurz vor seinem 100. Geburtstag verstorbene Dr. Carl Miville als Präsident der Gesellschaft Schweiz-Israel eine Ansprache. Am Anlass nahm auch der aus dem Elsass stammende Grossratspräsident Dr. Jules Goetschel (1908-1981) teil, der 1967 als erster Jude den Basler Grossen Rat präsidierte.  Auf grosses Interesse stiess auch ein Karpfen-Seminar in der «Moulin de la Largue» in Pfetterhouse.

Im Dezember gehörten die Besuche von Weihnachtsmärkten fast von Anfang an zum festen Programm. Zudem finden sich in den Annalen über lange Jahre Besuche von Elsass-Dialekt-Theatern, immer verbunden mit einem aussergewöhnlichen Nachtessen. Das Volkstheater in Lutter wurde zwischen 1990 und 2000 neunmal besucht. Dazu kamen - teils mehrere - Besuche des Théatre Alsacien in Mulhouse, Village-Neuf und Cernay, der Filature in Saint-Louis und des Theaters Fauteuil in Basel. Die Elsass-Freunde können also auf eine lange Theatertradition zurückblicken, die fortgesetzt werden sollte.

Sendepause

Durch den überraschenden Tod des 45-jährigen Adressverwalters Hans Bäumli im August 1989 wurde der Verein mehr als zwei Jahre durchgeschüttelt. Bäumli hatte sich auf privater Basis einen Commodore-Computer angeschafft und darauf die Adressverwaltung des jungen Vereins eingerichtet. Nach dessen Tod wusste niemand mit dem Computer und den Daten umzugehen, obwohl viel Geld für eine professionelle Computerunterstützung ausgegeben wurde. Offenbar geriet die ganze Vereinsadministration durcheinander und das Vereinsleben kam in den Jahren 1991 und 1992 vollständig zum Erliegen: Keine Veranstaltungen und Exkursionen, keine Vorstandssitzungen, keine Generalversammlungen, keine Gazetten, einfach nichts. Die Gründe für dieses Verhalten waren auch dem damaligen Vizepräsidenten Georges Bienz nie klar geworden, wie er in seinem Abriss zu 20 Jahre Kulturverein Elsass-Freunde Basel (Elsass-Gazette Nr. 86) im Januar 2005 schrieb. Er führte dazu aus:

«Ich bemühte mich um eine Lösung und fand sie in der Person von Roland Ernst, der nicht nur über Beziehungen zum Elsass verfügte, sondern auch über Organisationstalent und die technischen Hilfsmittel. Drei Damen bemühten sich in Nachtschichten, eine Mitgliederliste zu rekonstruieren, worauf man die darin Erfassten anfragte, ob sie dem Verein die Treue halten wollten. Es war unglaublich, welch grosse Zahl dies tat.»

Wiederbelebung dank Georges Bienz und Roland Ernst

Unter dem Motto: «Wiederbelebung» nahm Roland Ernst Im Januar 1993 das Zepter in die Hand und organisierte Ausflüge, einen Mulhouser-Herrenowe im kleinen Festsaal der Mustermesse (was übrigens nicht von allen goutiert wurde, denn es sei «absolut déplacé, Anlässe – wie auch immer gestaltet – anzubieten, zu denen nicht alle Mitglieder zugelassen sind», schrieb ein empörtes weibliches Mitglied), Wanderungen, Theaterabende (siehe oben), Ballettbesuche in der Filature in Mulhouse, Orgelkonzerte, aber auch fünftägige Malkurse in Riquewihr unter Leitung von Hans-Jörg Schwob, dessen Zeichnungen über lange Zeit die Elsass-Gazetten bereicherten, organisierte der unermüdliche Präsident Roland Ernst. Vom 18. - 24. September 1995 wurde unter dem Motto «d’Elsässer kummä» eine Elsässer-Woche zum 10-jährigen Bestehen der Elsass-Freunde auf die Beine gestellt. Dabei wurde mit der grossen Kelle angerichtet: Eine Festveranstaltung im Rathaus mit Prominenz aus Politik und Kultur, ein Elsässer-Märt und ein elsässischer Festumzug durch die Innerstadt sowie Volkshochschulkurse zum Elsass, etc.etc.. Die Elsässerwoche war nicht nur ideell ein grosser Erfolg, sondern auch finanziell: Über 26'000 Franken konnten an gemeinnützige Institutionen in allen drei Ländern ausgeschüttet werden!

Die von Roland Ernst verantworteten Exkursionen waren derart erfolgreich und die Mitgliederzahl lag einmal bei 700, dass einzelne Anlässe zwei- oder gar dreimal durchgeführt wurden. Fast alle Veranstaltungen plante er nicht nur minutiös, sondern übernahm auch deren Leitung. An den Generalversammlungen, die während der ganzen Präsidentschaft von Roland Ernst (1993-2001) im Hotel International bzw. Radisson an der Steinenvorstadt mit bis zu 200 Teilnehmenden stattfanden, wurde immer viel Prominenz aus allen drei Ländern eingeladen, die sich gerne an die Tische bitten liess. Die Generalversammlungen wurden jeweils mit einem feinen Nachtessen verbunden. Roland Ernst getraute sich auch, zweitägige Ausflüge ins nördliche Elsass zu unternehmen. Er war ein unermüdlicher Schaffer, denn auch die Elsass-Gazette trug seine deutliche Handschrift. Er schrieb klug und witzig, bis ihn im November 2000 ein schweres Schicksal ereilte: Er musste sich einer Krebsoperation unterziehen und von seinem Amt als Präsident zurücktreten. An der Generalversammlung vom 9. Februar 2001 verabschiedete er sich in bewegenden Worten von den Elsass-Freunden. Die Versammlung wählte ihn noch zum Ehrenpräsidenten. Am 29. Juni 2001 starb er mit 72 Jahren. In seinem achtjährigen Wirken hat er unendlich viel erreicht: Er hat rund 100 Veranstaltungen durchgeführt, die Mitgliederzahl fast verdoppelt und das Vereinsvermögen verdreifacht. Mit seinem Abgang waren aber dringend Veränderungen notwendig.

Ein Triumvirat leitet die Vereinsgeschicke

Da für Roland Ernst kein Nachfolger gefunden werden konnte, übernahmen die drei Vizepräsidenten Jürg Burkhardt, André Weber und Eberhard Stotz interimistisch jeweils für ein halbes Jahr die Vereinsleitung. Das Dreiergremium liess in der Gazette verlauten: «Die bislang von einer Person beanspruchte Führung wird in Zukunft kollegial auf mehrere Schultern verteilt werden». Der neue Vorstand, dem nun auch Daniel Braun, Raymond Gervais, Jürg Häberlin und Karlheinz Matthes als Kassier angehörten, beschloss, die Exkursionen auch auf die Schweiz auszuweiten. Die erste Schweizerexkursion führte in die Ambassadorenstadt Solothurn. 

Ein eigenes Sekretariat

Unter der tatkräftigen Führung von Jürg Burkhardt konnte am 1. Juni 2001 an der Gundeldingerstrasse 97 im Souterrain eines Wohnhauses ein grosszügiges Büro mit grossem Sitzungstisch, Sitzgruppe und Bibliothek eingeweiht werden. Es sollten darin nicht nur Sekretariatsarbeiten ausgeführt und Vorstandssitzungen abgehalten werden, sondern auch das Gespräch mit den Mitgliedern bei regelmässigen «Sprechstunden» gesucht werden. Zudem bot Jürg Burkhardt eine Serie von Diaabenden über von ihm besuchte Länder vor allem in Südamerika im Vereinslokal an. Leider waren mit diesem Sekretariat erhebliche Kosten verbunden, so dass es im Frühjahr 2009 wieder aufgelöst werden musste. Die Sekretariatsarbeiten inkl. Gazetten-Versand wurden nach Hause verlegt, die Bibliothek mit einigen Hundert Büchern zum Elsass dem Geographischen Institut der Universität übergeben und als Ort für die Vorstandssitzungen wurde dem Verein in grosszügiger Weise ein grosser Raum im Office de Tourisme du Pays de Saint-Louis et Huningue in Village-Neuf zur Verfügung gestellt. Seither tagt der Vorstand dort, wenn er nicht coronabedingt zu Hause bleiben muss.

Neue Vereinsleitung mit viel Elan

Dem neuen Vorstand gelang es 2001, den Lotteriefonds von Basel-Stadt als Finanzierungshilfe für die Herausgabe des laufenden Jahrgangs der Elsass-Gazette um Fr. 10'000 zu erleichtern, bzw. denjenigen von Basel-Landschaft um Fr. 5'000 für die Anschaffung einer neuen EDV-Anlage. Zudem konnte von den Steuerverwaltungen von BS und BL die Anerkennung als gemeinnütziger Verein erreicht werden, was dazu führte, dass Spenden an den Verein von den Steuern abgezogen werden können.

Im Februar 2002 lud der Vorstand erstmals ins Kleine Klingental zur Generalversammlung ein. Anstelle eines Nachtessens folgte dem offiziellen Teil ein Apéro, so wie es bis heute gehalten wird Mit André Weber verliess 2002 das letzte Urgestein den Vorstand. Zu seinem Nachfolger als Vizepräsident Frankreich wurde Sandro Strähl-Schillinger aus Saint-Louis gewählt. Jürg Burkhardt drohte ernsthaft mit der Auflösung des Vereins, wenn sich niemand für die Übernahme des Vereinssekretariats finden lasse. Zum Glück musste er seine Drohung nicht wahrmachen, denn in der Person von Nicole Schwarzwälder fand sich eine Person, die perfekt die Sekretariatsstelle ausfüllte. Allerdings war mit ihr nur ein kurzes Glück beschieden, denn im Oktober 2004 erkrankte sie an einem Krebsleiden; am 9. Dezember 2005, 59-Jährig, verstarb sie.

Literarische Abende

Im Oktober 2001 fand erstmals ein Literarischer Abend statt, Beginn einer bis heute andauernden Reihe von Anlässen mit Künstler*innen aus allen drei Ländern unserer Region. Organisiert wurden diese Glanzpunkte unseres Veranstaltungskalenders nacheinander von Jürg Burkhardt, Ruth Banderet, Dr. Hans-Jörg Renk und Ursula Schmitt sowie seit 2018 von Markus Manfred Jung. Der Austragungsort der Literarischen Abende war zuerst das Kleine Klingental und ab 2011 der Silbersaal des «Lamm»; seit 2015 ist es der Schmiedenhof. 

Jürg Burkhardt wird Präsident

2003 wagte man sich wieder - wie in den Anfangszeiten - zu einer Generalversammlung ins Elsass einzuladen, in die Mairie von Saint-Louis. Bei dieser Gelegenheit wurde Jürg Burkhardt zum Präsidenten gewählt und damit das Vize-Triumvirat aufgegeben. Raymond Gervais rückte dadurch zum Vizepräsidenten CH auf. Die Stadt Saint-Louis präsentierte eine ausgezeichnete Video-Nabelschau. Lisca und Frédéric Decrauzat brachten als Blätzli-Bajass eine ernst-heitere Fasnachtsnote ins Geschehen.

Nachdem 2004 die Generalversammlung im Kleinen Klingenthal stattfand, wurde das zwanzigjährige Bestehen der Elsass-Freunde am 11. Februar 2005 in würdigem Rahmen im neueröffneten Triangle in Huningue mit viel Prominenz aus allen drei Ländern gefeiert. Gleichzeitig wurde eine CD «Mundart am Oberrhein» aus der Taufe gehoben, die zweite CD folgte bereits am Literarischen Abend im Oktober 2005. Am 1. Mai 2005 wurde den Elsass-Freunden von Landrat Walter Schneider der Preis der Nachbarschaftskonferenz (seit 2007 Eurodistrict) überreicht. 

2006 versammelte man sich im Kulturzentrum von Village-Neuf zur Generalversammlung. In den Vorstand wurden Marianne Gloor als Sekretärin, Gérard Kielwasser als Vizepräsident F und Prof. Werner Gallusser als Beisitzer gewählt, da Jürg Häberlin und Sandro Strähl-Schillinger ihren Rücktritt erklärt hatten. Der Präsident kündigte aus gesundheitlichen Gründen seinen baldigen Rücktritt an, was er per 30. Juni 2006 vollziehen musste, also nach 12 Jahren Vorstandstätigkeit, davon vier Jahre als Präsident, drei Jahre als Vizepräsident und fünf Jahre als Redaktor der Gazette. Neben seinen organisatorischen, journalistischen und redaktionellen Fähigkeiten lagen seine Stärken in der Wahrnehmung der nachbarlichen Beziehungen. Er war in der ganzen Region eine bekannte und geschätzte Persönlichkeit, welche die Elsass-Freunde auf vortreffliche Weise in unzähligen Gremien vertrat. Da die verzweifelte Suche keinen Nachfolger und auch keine Nachfolgerin zu Tage förderte, wurde wiederum das Vizepräsidiumsystem zur Anwendung gebracht, das anfänglich Gérard Kielwasser, dann Raymond Gervais und anfangs 2007 Eberhard Stotz, der bis 2017 im Vorstand wertvolle Dienste leistete, übertragen wurde.

Kulturspaziergänge

Ab 2004 lud Jürg Burkhardt in unregelmässigen Abständen zu «Kulturspaziergängen in Basel» ein. Der erste führte ins Rathaus, wo der heutige Präsident den ersten Kontakt mit den Elsass-Freunden hatte, indem er 40 von ihnen durch das Rathaus führen und ihnen im Namen des Regierungsrates in den ehrwürdigen Räumen einen Apéro kredenzen durfte. Weitere Kulturspaziergänge führten ins Museum Würth in Arlesheim, zu einer Laientheateraufführung nach Therwil («Holzers Peepshow») sowie ins Kutschenmuseum in Brüglingen.

Elsass-Gazette

Wie einleitend ausgeführt, waren die Anfänge der Elsass-Gazette rein äusserlich bescheiden: ein gefaltetes, im Umdruckverfahren hergestelltes doppelseitiges gelbes A4-Blatt. Inhaltlich durfte es sich von Anfang an sehen lassen: Die ersten Redaktoren Jürg Peter Lienhard, Roland Ernst und Jürg Burkhardt - wie auch die späteren - liessen ihr ganzes Herzblut in die Redaktionsarbeit einfliessen. Daneben waren sie - mindestens zeitweise - auch Präsidenten des Vereins. Sie liessen nicht nur der Ausschreibung der Anlässe viel Sorgfalt angedeihen, sondern es gelang ihnen auch, ausgewiesene Kenner des Elsass zum Publizieren zu animieren, allen voran Georges Bienz. Zudem verfassten sie sehr lesenswerte Leitartikel.

Als sich Jürg Burkhardt im Juli 2008 mit der 100. Ausgabe der Elsass-Gazette auch von der Redaktionsarbeit zurückziehen wollte, suchte er nach Nachfolgern und wurde in der Person von Regula Adam und Hans-Jörg Renk fündig, die bereits seit Anfang 2007 in der Redaktionskommission mitgearbeitet hatten. Jürg Burkhardt hatte während sieben Jahren die Gazette geprägt, indem er mit der Nr. 70 im März 2001 ein neues Layout kreierte. 30 Nummern entstanden unter seiner Aegide, viele Artikel waren von ihm verfasst, nicht zuletzt all die lexikalischen Angaben zu (fast) allen elsässischen Gemeinwesen, aber auch jene über die jeweils mit einer Exkursion im Zusammenhang stehenden Orte. Eine wertvolle und ungeheuer aufwändige Arbeit! Regula Adam wurde an der Generalversammlung 2008 in den Vorstand gewählt und mit der Redaktionsleitung betraut, während Hans-Jörg Renk dieses Amt immer verschmähte, obwohl er in seiner Redaktionsfunktion ohnehin an allen Vorstandssitzungen teilnahm. Mit der Nummer 115 erhielt die Gazette im Januar 2012 einen farbigen Umschlag, was sie massiv aufwertete, was aber nicht ganz billig war. Im Juli 2014 wurde mit der Nr. 125 der vollständige Schritt zur modernen Drucktechnik gemacht: Farbige Bilder auf allen Seiten, ein Quantensprung für die Lesefreude und die Qualität der Bilder. 2013 verstärkte Ursula Schmitt das Redaktionsteam, das bis 2018 insgesamt 17 Gazetten verantwortete und inhaltlich auf hohem Niveau hielt. Im April 2018 trat Regula Adam von der Redaktionsleitung zurück, verblieb aber im Vorstand. An ihrer Stelle übernahm Peter Obrist die Redaktionsleitung mit den gleich hohen Qualitätsansprüchen wie seine Vorangehenden. Seit 2018 wird die Redaktionsleitung im Jobsharing geführt, nämlich durch Irma Brantschen und Peter Obrist. Seit 2019 bzw. seit 2021 verstärken Serge Iseli bzw. Maja Christ die Redaktion.  Hans-Jörg Renk und Ursula Schmitt verliessen 2020 die Redaktion, liefern aber nach wie vor tolle Artikel zum Elsass. 

Nachfolge geregelt

An der Generalversammlung 2007 im Gemeindezentrum von Hegenheim wurde Jürg Burkhardt zum Ehrenmitglied ernannt und seine Nachfolge konnte geregelt werden: Zwei Jahre vor seiner Pensionierung als Staatsschreiber des Kantons Basel-Stadt stehend, erklärte sich Dr. Robert Heuss nach intensiven Gesprächen bereit, dieses sehr aufwändige Amt – jedenfalls so wie es die Vorgänger ausgeübt hatten – zu übernehmen, allerdings mit einer Schonfrist bis zum Übergang ins Troisième Age. Gleichzeitig mit dem neuen Präsidenten löste Daniel Braun den zurückgetretenen Raymond Gervais als Vizepräsident CH ab. Gleichzeitig wurden Silvia Frei, die bis 2011 im Vorstand wirkte, und Werner Schwarzwälder in den Vorstand gewählt.

Jürg Burkhardt wird für seine Verdienste geehrt

Anlässlich der 44. Generalversammlung der Regio Basiliensis vom 22. Mai 2007 im Sportzentrum Rive-Rhin in Village-Neuf wurden den Elsass-Freunden und zwei ihrer Exponenten eine grosse Ehre zuteil. Der aktiven «Seele» der Elsass-Freunde Basel, Jürg Burkhardt, wurde für seine intensiven Kontakte im Dreiländer-Eck die silberne Medaille «für besondere Verdienste an der Regio-Idee» verliehen. Die gleiche Ehrung wurde auch Georges Bienz, unserem Gründungsvorstand und späteren Präsidenten, zuteil, 

«der 1959 die erste Nummer der neuen, von ihm mit «Regio Basiliensis» getitelten Zeitschrift der Geographischen-Ethnologischen Gesellschaft herausbrachte und diesen Namen den Gründern Dr. Hans Briner und Dr. Peter Gloor der noch namelosen Nachbarschaftsgruppierung überliess».

Der Verein und damit die Mitglieder werden älter

Dem neuen Präsidenten fiel bald auf, dass die meisten Mitglieder mit dem Verein älter geworden sind und als Rentner*innen zur Teilnahme an den Ausflügen nicht mehr auf die arbeitsfreien Samstage angewiesen waren. So wurden die Exkursionen fast ausnahmslos auf Wochentage gelegt, vor allem auf Donnerstag oder Freitag. Auch wurde festgestellt, dass die früher üblichen Wanderungen – teilweise bis 20 km und fünf Stunden Wanderzeit! – sich nicht mehr durchführen liessen. Allerdings ist in den letzten Jahren eine Reprise versucht worden, die vor allem jüngere Mitglieder ansprechen sollte. Auch zweitägige Ausflüge wagte der Vorstand nicht mehr anzubieten, weshalb Ausflüge über Strassburg hinaus leider nicht mehr möglich sind.

Eine eigene Website

Der neue Vorstand wandte sich auch bald der modernen Kommunikation zu: Bereits im Juli 2007 verfügte der Verein über eine eMail-Adresse, am 6. Dezember 2007 wurde die Webseite www.elsass-freunde-basel.ch aufgeschaltet. Sie wird seither von Hugo Neuhaus, der 2016 in den Vorstand gewählt wurde und seit dem Rücktritt von Daniel Braun im Jahre 2020 auch Vizepräsident CH ist, sorgfältig gepflegt.

Generalversammlungen hüben und drüben der Grenzen

Nachdem 2008 letztmals das Kleine Klingental für eine Generalversammlung benutz wurde, traf man sich seither jeweils für die offiziellen Geschäfte - immer verbunden mit einem Vortrag, musikalischen Beiträgen und einem Apéro - alternierend im Elsass (2009 Restaurant Couronne in Leymen, 2010 im Maison Communale in Village-Neuf, 2013 in der Auberge d’Alsace in Bartenheim, 2016 im Triangle in Huningue, 2018 wegen der neueröffneten Tramlinie 3 im Espace Loisirs in Saint-Louis), im Badischen (2012 im Museum am Burghof, 2015 im Haus der Volksbildung in Weil, 2019 im Landratsamt Lörrach) oder in Basel (2011 im Restaurant Seegarten, 2014 in der Brauerei «Unser Bier» auf dem Gundeldingerfeld, 2017 in der «Sicht-Bar» auf dem Gundeldingerfeld). 

2014 löste Franz Lachenmeier den langjährigen und verdienten Kassier Karl-Heinz Matthes ab, bereits 2016 folgte ihm Hans-Ruedi-Grünenfelder, der bis 2020 im Amt blieb. 2019 übernahm Sibyll Hollinger das Sekretariat von Marianne Gloor.

25-Jahr-Feier am 9. September 2010

Zum 25-jährigen Jubiläum im Jahr 2010 wurden unter dem Motto «d’Elsässer sinn do» ein grosses Jubiläumsfest organisiert:  Ein Elsassmärt auf dem Rümelinsplatz, ein Käseseminar mit Mâitre Fromagier Bernard Antony aus Vieux-Ferrette im Schmiedenhof sowie ein Festakt mit Dialektsymposium im Grossratssaal. Daran nahmen die meisten der mit uns bis heute verbundenen Dichter und Publizisten aus allen drei Ländern teil: Yves Bisch, Markus Manfred Jung, Dr. Beat Trachsler, Edgar Zeidler, Jean-Christoph Meyer sowie Bénédicte Keck. Moderiert wurde das Symposium von Hans-Jörg Renk, musikalisch umrahmt von Elsässer-Chansons, dargeboten von Colette Greder und Andrei Ichtchenko (Akkordeon). Für diesen Jubiläums-Anlass wurde eine Jubiläums-Ausgabe der Elsass-Gazette, für einmal auf Hochglanzpapier und farbig, herausgegeben.

Grand Bretzel d’Or

Eine besondere Ehre fiel den Elsass-Freunden 2014 mit der Verleihung des Grand Bretzel d’Or in Sierentz zu. Verliehen wird dieser Preis vom 1976 gegründeten «Institut des Arts et Traditions Populaires d’Alsace», dessen Ziel der Erhalt des kulturellen und geistigen Erbes und der Muttersprache des Elsasses ist. Die Elsass-Freunde Basel waren - dank unserem langjährigen Mitglied Yves Bisch - die erste ausländische Organisation, welche diese Auszeichnung erhielt. Vorgänger waren grosse Elsässer wie André Weckmann, Nathan Katz, Claude Vigée, Nobelpreisträger Alfred Kastler und Jean Marie Lehn sowie Tomi Ungerer.

DreylandDichterweg

Im Elsass sind seit 2008 sieben Dichterwege entstanden. Schon bei der Einweihung des ersten in Munster hatte der Präsident der Elsass-Freunde Basel versprochen, sich für die Entstehung eines grenzüberschreitenden Dichterweges am Rhein einzusetzen. Nach einigen Vorbereitungsarbeiten, an denen nebst dem Präsidenten Hans-Jörg Renk, Hugo Neuhaus, Ursula Schmitt und Beat Trachsler sowie die Dichter Yves Bisch, Markus Manfred Jung und Edgar Zeidler beteiligt waren, gelangte man 2011 an das Bau- und Verkehrsdepartement. Bei Regierungsrat Hanspeter Wessels stiessen wir auf offene Ohren, denn wir hatten - Zufall oder Glück? - das richtige Zeitfenster erwischt, da das Bau- und Verkehrsdepartement genau zu diesem Zeitpunkt mit der Projektierung des Rheinuferweges nach Huningue beschäftigt war. So entstand eine sehr fruchtbare und ausgezeichnete Zusammenarbeit mit den für das Projekt «Rheinuferweg St. Johann» Verantwortlichen des Departementes (Dr. Rodolfo Lardi und Martina Münch), aber auch mit den Kultur-Verantwortlichen von Huningue (Christian Keiflin) und Weil am Rhein (Tonio Passlik). Diese Zusammenarbeit gipfelte darin, dass am 24. April 2016 der Rheinuferweg zwischen Basel und Huningue feierlich eröffnet werden konnte. Einen besonderen Glanz strahlten die 15 Bronzetafeln aus, die dem Rheinuferweg entlang nach Hüningue aufgestellt worden waren. Dieses binationale Projekt wurde zu einem trinationalen erweitert, da auch ennet der Europabrücke in Weil acht Dichtertafeln eingeweiht werden konnten.

Leider konnte der Dreyland-Dichterweg noch nicht seine volle Wirkung entfalten: Bis ins Jahr 2020 war dieser im Abschnitt Basel-Huningue durch die Sanierung der Lindan-Deponie, die durch die Usine Kuhlmann verursacht und durch die NOVARTIS saniert worden war, arg beeinträchtigt, da der prachtvoll gestaltete Rheinuferweg über lange Zeit nur an den Wochenenden begehbar war. Dazu kommt, dass in Huningue und Weil im Gebiet der Dichtertafeln grössere Umbauarbeiten an den Parkanlagen vorgenommen wurden. Diese sind jetzt abgeschlossen; die Tafeln im Rheinpark in Weil-Friedlingen werden demnächst wieder aufgestellt, und in Huningue drei zusätzliche Dichter*innen-Tafeln. 

Es ist zu hoffen, dass dieses Dreiländer-Projekt die drei Länder und ihre Bevölkerung noch lange durch Poesie verbinden wird. Dank ihm kamen wir mit den beiden Dichtern Markus Manfred Jung aus dem Wiesental und Edgar Zeidler aus dem Oberelsass in Kontakt. Sie beide gehören heute dem Vorstand an und verstärken unsere kulturellen Beziehungen zu den Nachbarn, liefern aber auch wertvolle Beiträge für die Gazette und die Webseite und organisieren Exkursionen. Der Dreyland-Dichterweg ist auf der von Hugo Neuhaus betreuten Website www.dreylanddichterweg.eu vollständig dokumentiert: Es sind im Internet alle 24 Gedichte in drei Sprachen – Dialekt, Französisch und Englisch - nachzulesen. Dazu sind alle Gedichte im Original (alemannisch) zu hören. Mitlesen kann man die Dialektfassung sowie die französische oder die englische Übersetzung. Enthalten sind aber auch Pläne, Porträts sowie Lebensbeschreibungen der Dichterinnen und Dichter. Die Elsass-Freunde haben aber auch eine Broschüre, in der alle Gedichte und ein Situationsplan enthalten sind, herausgegeben, sogar in zweiter Auflage.

Covid-19 und die Elsass-Freunde

Die Elsass-Freunde leben vom sozialen Kontakt: Gemeinsame Ausflüge sind jeweils mit einem Museums-Besuch, mit einer Wanderung, mit einem Mittag- oder Nachtessen verbunden. Der Ausbruch der Covid-19-Pandemie anfangs 2020 hat unsere Vereinsaktivitäten fast vollständig zum Erliegen gebracht, denn seit dem behördlich verordneten Lockdown vom 16. März 2020 waren alle unsere Veranstaltungen nicht mehr möglich. Von den seit anfangs 2020 organisierten 14 Anlässen konnten nur gerade drei durchgeführt werden! Auch die Generalversammlungen waren nur auf Distanz möglich, auf schriftlichem Weg. Dies hat zwar zu einer höheren Stimmbeteiligung geführt, aber die sozialen Kontakte fehlen einfach. Das gleiche gilt für die Vorstandssitzungen, die ausser einmal im September 2020, mittels Videokonferenz abgehalten werden mussten. Dank den überraschend schnell verfügbaren Impfstoffen ist jetzt immerhin Besserung in Sicht und es darf gehofft werden, dass im Herbst wieder Normalität einkehren wird. 

Ausblick

Den Elsass-Freunden gehörten Ende 2020 314 Mitglieder an, weit weniger als in den 1990er-Jahren, als es mehr als doppelt so viele waren. Wie ausgeführt, werden der Verein und mit ihr die Mitglieder älter, womit wir durch Tod oder altersbedingte Rücktritte weniger an Zahl sind. Der Hauptgrund für die Schrumpfung ist aber die Bereinigung der Mitgliederstruktur, die der Vorstand in den letzten Jahren vorgenommen hat, in dem er all die seit Jahrzehnten mitgeschleppten «Gratismitglieder» gestrichen hat, was keinen Verlust bedeutet! Erfreulich ist, dass 2021 16 Mitgliedern für Ihre 35-jährige Treue zum Verein mit der Verleihung der Freimitgliedschaft gedankt werden kann.

Es macht den Anschein, dass es in Basel und Umgebung, aber auch in der badischen und elsässischen Nachbarschaft genügend Leute gibt, welche den Ideen der Gründer*innen unseres Vereins etwas abgewinnen können. Wollen wir das Weiterbestehen unseres Kulturvereins sichern, müssen wir diese Leute finden und zur Mitgliedschaft motivieren! In Zeiten von Corona nicht ganz einfach, der Vorstand wird sich aber mit dieser Frage intensiv auseinandersetzen. An der (schriftlich durchgeführten) Generalversammlung von 2021 haben die Mitglieder mit 145 Stimmen bei 6 Enthaltungen den neuen Statuten zugestimmt und damit nicht nur die schriftliche Durchführung einer Generalversammlung legalisiert, sondern auch den Zweckartikel neu formuliert. Er lautet nun (Art. 2):

Der «Kulturverein ELSASS-FREUNDE BASEL» bezweckt, die Beziehungen in der Regio TriRhena, insbesondere zum Elsass, zu vertiefen und die Kenntnisse über Kultur, Sprache, Geschichte, Bevölkerung und Landschaft zu fördern.

Zu diesem Zweck führt er regelmässig Ausflüge ins Elsass, ins Badische und in die Nordwestschweiz durch, lädt Dichter aus allen drei Ländern zu Lesungen ein und ermöglicht seinen Mitgliedern den Besuch kultureller Veranstaltungen wie Theater, Konzerte oder Vorträge.

Ein Vereinsorgan («Elsass-Gazette») und die Vereins-Webseite («www.elsass-freunde-basel.ch) bilden nicht nur das Bindeglied zu den Mitgliedern, sondern tragen auch zur Erreichung des Vereinszweckes bei und informieren die interessierte Öffentlichkeit sowie die Behörden im Dreiland über die Vereinsaktivitäten.

Im Rahmen des Vereinszweckes sind Kooperationen mit anderen kulturellen Vereinen, Organisationen und Museen anzustreben.

Mit diesen neuen Satzungen lässt sich getrost und zuversichtlich in die Zukunft schreiten. Packen wir es an.

 

21. Juni 2021, Robert Heuss