Sonntag, 2. April um 11 Uhr: öffentliche Dialekt - Lesung in Basel
33. Internationale Schopfheimer Mund-Art Literatur-Werkstatt.
mit öffentlichen Veranstaltungen in Weil, Schopfheim und Basel
In diesem Jahr feiert die „Internationale Schopfheimer Mund-Art Literatur-Werkstatt“ schon ihre 33. Auflage, und zwar vom 31.03.-02.04.2023. Erste öffentliche Lesung ist schon traditionell am Freitag, dem 31.03., 20h00, im Stapflehus in Altweil. Nach der Werkstattarbeit in der Stadtbibliothek Schopfheim am Samstag zum Thema Im freien Flug und dem Empfang im Rathaus findet abends um 20h00 der Auftritt in Sankt Agathen, Schopfheim-Fahrnau statt. Ebenso treten die Autorinnen und Autoren wieder am Sonntag, 11h00, in der Bibliothek der „Allgemeinen Lesegesellschaft Basel“, direkt neben dem Münster, auf. Es wird eine äußerst spannende Mischung von Dialekten zu hören sein, wenn zum Beispiel der Schweizer Liedermacher Nick Spalinger mit seinem urwüchsigen Alemannisch auf die junge Schwäbin Nicole Krieg trifft, oder die Tiroler Österreicherin Ingeborg Schmid-Mummert auf den Rheinfranken Günter Leitzgen, der inzwischen in Bayern lebt, woher der fünfte „Zugreiste“ Anton G. Leitner stammt.
Nicole Krieg ist am 08.07.1972 in Mutlangen auf die Welt gekommen und in Schwäbisch Gmünd aufgewachsen. Sie absolvierte von 1992-1997 ein Studium (Anglistik und Romanistik) in Tübingen, Lyon und Nancy (Lettres Modernes). Bald danach wurden ihr ihre Kinder Pablo (1997) und Natalia (1999) geboren. Sie ist vielseitig tätig als Datenanalystin bei Creditreform und als Sprachlehrerin für Englisch, Französisch, Deutsch als Fremdsprache und Spanisch. Dazu unterrichtet sie als Gesangsbildnerin und Klavierlehrerin. Von 2012-2015 war sie Chorleiterin des französischen Chors Cantanous Reutlingen. In ihrer schriftstellerischen Tätigkeit hat sie seit 1998 ca. 20 Kurzgeschichten und 3 Romane geschrieben. Zuletzt erschienen der Roman Rendezvous im Stocherkahn beim Silberburg Verlag Tübingen, 2013, der im SWR auch als Hörspiel lief, und Dr Grenzpfoschda in der Anthologie „Ens Blau nai gschrieba“, 2019. Sie erhielt schon einige Auszeichnungen, u.a. bei der Neuen Gesellschaft für Literatur, Berlin und beim Hörverlag- Kurzgeschichtenwettbewerb in Baden-Württemberg.
Textauszug aus „Rendezvous im Stocherkahn“:
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Anton G. Leitner, geboren 1961 in München, ist examinierter Jurist. Er lebt als Schriftsteller, Herausgeber und Verleger in Weßling bei Starnberg. Er dichtete über drei Jahrzehnte lang ausschließlich auf Hochdeutsch, seit zehn Jahren schreibt er auch auf Bairisch, so wie ihm der Schnabel gewachsen ist. Unter den bislang fünfzehn eigenen Gedichtsammlungen sind auch die Mundartbände Wadlbeissn. Zupackende Verse und Schnablgwax. Bairisches Verskabarett, beide zweisprachig auf Bairisch und Hochdeutsch. Die darin publizierten Versgeschichten reichen ins Kabarettistische und erzählen vom ganz alltäglichen Wahnsinn im weiß-blauen Freistaat. Mit seinen zornigen und mitunter deftig-erotisch aufgeladenen Texten knüpft Leitner an das Kraftbayrisch von Poesie-Urgestein Georg Queri an und transformiert es in ein Bairisch für das 21. Jahrhundert. Im Dezember 2022 wurde er in das neue True-Rhyme-Quartett der Münchner Lach-und-Schießgesellschaft aufgenommen.
Leitner gehört zu den wichtigsten Vermittlern von zeitgenössischer Poesie im deutschen Sprachraum, u.a. ist er Herausgeber der buchstarken Jahresschrift Das Gedicht. . Er wurde vielfach ausgezeichnet, u. a. mit dem »Bayerischen Poetentaler«, dem »Tassilo-Preis« der Süddeutschen Zeitung und jüngst mit dem »Deutschen Verlagspreis« sowie der »Verlagsprämie des Freistaats Bayern». Er ist Mitglied der »Münchner Turmschreiber«, der »Valentin-Karlstadt-Gesellschaft« und Gründungsmitglied des »PEN Berlin«. AntonLeitner.de, dasgedicht.de, schnablgwax.de, wadlbeissn.de
Günter Leitzgen ist gebürtiger Neumagen-Dhroner, also an der Mosel aufgewachsen, lebt aber heute in Erlangen, im Frankenland. Sein erster Gedichtband war auch für ihn, den zweitjüngsten von sechs Brüdern, eine Überraschung. Nicht er sei auf diese Idee gekommen, „die Idee ist auf mich gekommen“, sagt der 82-Jährige heute. Nach einem Besuch in der Stadt seiner Kindheit, Neumagen, wo er sich für die Aufarbeitung jüdischer Geschichte engagiert, ging im Gehörtes auf der „Heimfahrt“ nach Erlangen nicht mehr aus dem Kopf. Dort angekommen schrieb er bereits am nächsten Morgen das erste Gedicht, Ennei Wurd, Ein neues Wort. Drei Tage später war der Band komplett. Günter Leitzgen war Gymnasiallehrer für Deutsch und Französisch und Lektor an einer Universität in Frankreich. Er hat ein Französisch-Lehrwerk (Horizons) mitentwickelt. Er organisiert in Erlangen die Reihe „Musik und Literatur“ . Einige Jahre hat er in einer Performance-Gruppe Hörkunstprogramme mitentwickelt und aufgeführt. 2008 stellte er eine Ausstellung zusammen über eine deutsche Widerstandsgruppe in der französischen Résistance in den Cevennen, die immer noch in Deutschland und Frankreich präsentiert wird.
Ingeborg Schmid-Mummert, 1973 in Innsbruck geboren, ist am Mieminger Plateau aufgewachsen und später zurück zu den Ötztaler Wurzeln gezogen. Sie ist promovierte Ethnologin und Romanistin mit Schwerpunkt auf der italienischen Sprache. Wissenschaftliche und populärwissenschaftliche Publikationen vor allem aus den Themenbereichen Mensch–Natur–Kultur haben sie bekannt gemacht. Sie hat zahlreiche Museums-, Ausstellungs- und Vermittlungsprojekte verantwortet und ist seit 2018 Leiterin des Holzknechtmuseums Ruhpolding. Hervorgetreten ist sie mit Lyrik in Mundart und Schriftsprache, Kurzgeschichten und sonstigen Schreibexperimenten, die das Leben verdichten. Sie ist in der Anthologie Eppes tuet sig, heraugegeben von Annemarie Regensburger, mit 53 Mundart-Gedichten vertreten.
Gleich Gleich
Nick Spalinger aus Obfelden im Kanton Zürich ist aufgewachsen in Bremgarten im Aargau. Er singt seine Mundarttexte und formt sie, begleitet mit Gitarre und Mundharmonika, zu unverwechselbaren und eingängigen Liedern. Das aufmerksame Publikum lässt er oft im Dunkeln tappen, bevor es sich dann irgendwo zwischen den Zeilen wiederfindet. „Wenn der Streithahn mit der Schnapsdrossel nicht gut kann, der Buntspecht einen rabenschwarzen Abend hat, die Lerche auf die Meise pfeift und der Geier zum Kuckuck nochmal von nichts eine Ahnung hat, steckt Nick Spalinger hinter diesem Chaos in der Vogelwelt“. Gleich viermal in Folge hat er es ins Finale des renommierten Mundart-Liedermacherfestival „Troubadix“ geschafft und erreichte auf Youtube für einen Beitrag auch schon über 11‘500 „Klicks“. Seine Sprachakrobatik berührt.
Zu den emotionalen Höhepunkten gehört ein Heiratsantrag auf der Bühne, der Tränen auslöst. Die neueste Platte/CD des Singdichters und Mundarttüftlers heißt wänni cha cho chumi. nickspalinger.ch
Markus Manfred Jung, geboren 1954 in Zell im Wiesental, aufgewachsen in Lörrach, studierte Germanistik, Skandinavistik, Philosophie und Sport in Freiburg/Breisgau und Oslo/Norwegen. Er schreibt Prosa, Lyrik, Theaterstücke und Hörspiele in Hochdeutsch und alemannischer Mundart. Er war Lehrer am Theodor-Heuss-Gymnasium in Schopfheim, ist Schriftsteller und lebt mit der Malerin Bettina Bohn in Hohenegg, Kleines Wiesental. Mit ihr zusammen gab er den Bild-Gedichtband Schluchten von Licht heraus. Zuletzt erschienen Ankommen in Laufenburg, Texte, die er als 1. Burgschreiber zu Laufenburg geschrieben hat, der vierte Glossenband wenn i e rebschtock wär , der zweisprachige „hybride“ Prosaband Nebelgischt – Vom Aufbrechen und Ankommen und der Erzälband Vom Glück des Findens – 33 Pilzgeschichten. Er begründete 1989 mit Thomas Burth die „Internationale Schopfheimer Mund-Art Literatur-Werkstatt“, die er zusammen mit Volker Habermaier leitet. Im vergangenen Jahr erhielt er den Gerlinger Lyrikpreis. www.markusmanfredjung.de
Volker Habermaier, Oberstudiendirektor und Schulleiter des Georg-Büchner-Gymnasiums in Rheinfelden, Präsident des „Hebelbund Lörrach“, ist seit achtzehn Jahren Moderator der Literatur-Werkstatt und der Mund-Art Veranstaltungen. Der aus dem Schwabenland stammende Germanist und Historiker publiziert wissenschaftliche Aufsätze zu literarischen, historischen und musikalischen Themen. Zudem ist er Schulbuchautor und Verfasser fachdidaktischer Arbeiten, auch zur Mundartliteratur. 12 Jahre lang war er Mitglied der Hebelpreis-Jury. Für seine unermüdliche und erfolgreiche Tätigkeit auf diesen Gebieten erhielt er 2022 die „Heimat-Medaille Baden-Württemberg“. Er lebt mit seiner Familie in Schopfheim-Kürnberg.
(mmj, zVg)